1921
Rudolf Englert wird in Duisburg geboren.
1941 – 1943
Mit zwanzig Jahren beginnt Englert sein Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.
1952
Studium an der Folkwang-Werkkunstschule Essen bis 1956. Bekanntschaft mit Heinrich Siepmann und Emil Schumacher.
Brieflicher Austausch über viele Jahre mit Hilla von Rebay zu der schon seit 1949 ein Kontakt bestand. Hilla von Rebay, die aus Deutschland stammte und 1927 nach New York ging, war eine enge Vertraute von Solomon R. Guggenheim. 1937 war sie Gründungsdirektorin der Solomon R. Guggenheim Foundation in New York. Ebenso entscheidend war sie an der Planung des Guggenheim Museums beteiligt (1959 eröffnet). Auf ihre Initiative hin wurde Frank Lloyd Wright, dem sie freundschaftlich verbunden war, mit dem Bau des Museums beauftragt, wobei der Architekt auf ihren schon 1941 entworfenen Grundplan zurückgriff.
1953
Teilnahme an der Ausstellung „junger westen“ in der Kunsthalle Recklinghausen. Die Presse nimmt Englert „als einen besonderen Gewinn unter den jungen Talenten“ dieser Ausstellung wahr. Ebenfalls anlässlich einer Gruppenausstellung im Museum Folkwang Essen. (Theo Steinberg, Konstrukteure der Form, Neue Ruhrzeitung, 19. März 1953).
1955
Englert unternimmt 1955 und 1956 längere Reisen nach Skandinavien, Südeuropa, den Kanarischen Inseln und Marokko. Die in zahlreichen Skizzenbüchern niedergelegten Buntstiftzeichnungen der Reisen sind sorgfältig durchkomponierte, zugleich strukturhaft vereinfachte Naturstudien.
Rudolf Englert mit Schülern,
Duisburg 1953
1956
Hinwendung zu geometrischen Kompositionen, die eine eigenständige poetische Annäherung an zeitgenössische Positionen darstellen.
Skizzenbuch Teneriffa,
Seite 32, vor LA ORATAVA
Farbstift auf Papier, 17 x 24 cm, 1956
Skizzenbuch Teneriffa,
Seite 23, 12.9.56
Farbstift auf Papier, 17 x 24 cm, 1956
1957
Umzug nach Berlin, wo er bis 1961 als Kunsterzieher für den Verein Wannseeheim für Jugendarbeit e.V. in Berlin tätig ist.
Er wird Gasthörer an der Hochschule der Künste.
1958-1959
Erste Studienreise 1958 in die Schweiz.
Teilnahme an der Großen Berliner Kunstausstellung. Im Mai 1959 nimmt Englert an dem Kurs „Bildnerisches Gestalten“ von Johannes Itten teil. Im Anschluss beginnt der Briefwechsel mit dem früheren Bauhauslehrer.
1960
Über einen längeren Zeitraum enger, auf gegenseitiger Wertschätzung beruhender Austausch mit Will Grohmann. Beiträge von ihm in den folgenden Jahren in verschiedenen Veröffentlichungen zu Rudolf Englert. Auch in Grohmanns Buch „Kunst unserer Zeit“ von 1966 ist er vertreten.
Grohmann hält 1964 grundsätzlich fest, wie der berechtigte Hinweis auf die Schriftähnlichkeit oder musikalischen Anklänge bei Englert das Eigentliche seiner Arbeiten und ihren Rang nicht trifft.
Komposition
Öl auf Pappe, 30 x 40 cm, 1957
1961
Es entstehen, nach Vorarbeiten seit 1960 in Berlin, die ersten bedeutenden, durchkomponierten Zeichnungsserien in Tusche, niedergelegt zum Teil in umfangreichen Skizzenbüchern.
Ankauf des Städtischen Museums Leverkusen Schloss Morsbroich von Arbeiten Englerts durch Dr. Udo Kultermann. Unter seiner Leitung wurde das Museum ab 1959 eine der führenden Adressen für zeitgenössische Kunst.
1962
Einzelausstellung im Märkischen Museum Witten, mit Katalog. Der Direktor des Museums Dr. Wilhelm Nettmann führt im Katalogbeitrag aus, dass sich die Eigenständigkeit von Englert gerade vor dem Hintergrund aktueller Kunsttendenzen positiv abhebt, gegenüber der „informelle[n] Experimentiersucht nach vorweg verkündetem Manifest oder nachträglich unterschobener Schein-Metaphysik“.
Einzelausstellung mit neuen Arbeiten, vorrangig Zeichnungen, in der Kunsthalle Kiel im Graphischen Kabinett unter Prof. Dr. Hans Tintelnot, Direktor der Kunsthalle Kiel.
Beteiligung an der Gruppenausstellung in der Galerie Parnass, Wuppertal, unter anderem mit Dorazio und Sonderborg. Der Kunstkritiker John Anthony Thwaites stößt zum ersten Mal auf Bilder von Englert. Thwaites, zunächst im britischen diplomatischen Dienst tätig, war 1949 an der Gründung von ZEN beteiligt, später hatte er Kontakt zu ZERO. Er schätzte Englert sehr und setzte sich allgemein für die zeitgenössische deutsche Kunst und für die Wiedergewinnung ihrer internationalen Reputation ein.
Im Atelier in Berlin 1961
1963
Teilnahme an der Gruppenausstellung „Esquisse d’un Salon“, mit Katalog, in der Galerie Denise René, Paris, eine der führenden Avantgardegalerien jener Zeit. Diesen Katalog erwähnt Alexander von Berswordt-Wallrabe, Bochum, in einem Brief an Englert vom 7. Juni 1971.
1963 ergab sich der Kontakt zu Michel Tapié anlässlich eines Besuchs Englerts in Paris. Der französische Kunstkritiker und Kurator Michel Tapié war ein einflussreicher Theoretiker der Moderne und Vertrauter von Dubuffet, Wols und Fautrier.
Vielfältige Ausstellungstätigkeit von Rudolf Englert in diesen Jahren und breites Medienecho. Seine besondere Position innerhalb der Avantgardeströmungen wird hervorgehoben , auch die Eigenständigkeit im Vergleich zu ZERO.
Juliane Roh stellt in ihrem Aufsatz „Wie sie zeichnen“ in der Zeitschrift „das Kunstwerk“ (Bd. XVI, 1963) Englert als einen der wichtigsten deutschen Zeichner vor.
Teilnahme an der Achten Jahresausstellung der Gesellschaft der Freunde junger Kunst in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden. Einzelausstellungen 1963 in Bremen, Hamburg und Gelsenkirchen.
Die Ausstellungen Rudolf Englerts dieser Jahre finden in den Medien breite Resonanz. Seine besondere Position innerhalb der Avantgardeströmungen wird hervorgehoben, der Nuancenreichtum bei aller Reduktion, die Eigenständigkeit im Vergleich zu ZERO.
1964
Engerer Kontakt zu Rose Fried in New York und konkretes Ausstellungsvorhaben. Rose Fried leitete in den fünfziger und sechziger Jahren eine der führenden Galerien in New York für die klassische europäische Moderne und die zeitgenössische nichtgegenständliche Kunst. Die Presse weist wiederholt auf die fest eingeplante Ausstellung Englerts bei Rose Fried hin. Für den Katalog hierzu hatte Will Grohmann das Vorwort geschrieben.
Ausstellung mit großer Resonanz in der Galerie Boisserée in Köln. Im gleichen Jahr Einladung in den Libanon für einen mehrmonatigen Aufenthalt in Beirut und eine dortige Ausstellung; Beirut avancierte in den sechziger Jahren zu einer bedeutenden internationalen Kunstmetropole.
Seit 1963 Kontakt zu Dr. Wolf Stubbe, Hauptkustos der Hamburger Kunsthalle. 1964 kaufte das Museum zwei Arbeiten von Englert. 1967 Schenkung von Arbeiten von Seiten des Künstlers an das Museum.
1965
Einzelausstellung in der Galerie de l’Angle Aigu in Brüssel unter der Schirmherrschaft von Graf Strachwitz, Kulturattaché der Deutschen Botschaft in Paris. Breites Medienecho, die Kritik geht ausführlich auf die Ausstellung ein und betont den originären Rang des Werks.
1966
Das von Will Grohmann herausgegebene Handbuch „Kunst unserer Zeit“ erscheint. In einem Abschnitt widmet Grohmann der Schrift im Verhältnis zum Bild mehrere Seiten. Exemplarisch hierfür wird eine Tuschzeichnung von Rudolf Englert aus dem Jahr 1965 vorgestellt. Beginn einer langandauernden freundschaftlichen Beziehung zu Emil Schumacher und Briefkontakt zu Wieland Schmied, dem Leiter der Kestner-Gesellschaft Hannover.
1967
Einzelausstellung in der Galerie Schindler, Bern, unterstützt von der Deutschen Botschaft in Bern. In der Schweizer Zeitschrift „Zeitpunkt“ ausführlichere Besprechung.
1968
Stipendium der Akademie der Künste Berlin für einen dreimonatigen Arbeitsaufenthalt in Olevano-Romano in Latium bei Rom. Ein Dokumentarfilm von 1966 über seine Arbeit wird in den Regionalprogrammen des NDR und WDR ausgestrahlt.
1969
Überblicksausstellungen unter anderem im Städtischen Museum Osnabrück und der Pfalzgalerie Kaiserslautern. Wilhelm Nettmann schreibt im Kaiserslauterner Katalog: „Vor allem ist sie [die Ausstellung von Englert] Rechenschaftsbericht über die Fortentwicklung individueller Bildsprache in der Auseinandersetzung mit den sich stetig neu formierenden Gegenwartstendenzen bildnerischer Aussage – offene und deutliche Antwort der eigenständigen Künstlerpersönlichkeit auf permanente Provokation und als solche von exemplarischer Bedeutung.“
Und auch Wilhelm Weber, Direktor der Pfalzgalerie Kaiserslautern und Honorarprofessor an der dortigen Universität, setzt Englert im Wilhelmshavener Katalog gegenüber der aktuellen Orientierungslosigkeit und Beliebigkeit ab.
1970
Mehrmonatiger Studienaufenthalt in Louisville, Kentucky/USA.
1971
Kontakt zu Alexander von Berswordt-Wallrabe, der 1969 die bedeutende Avantgardegalerie Galerie in Bochum aufbaute; 1971 war seine wegweisende Publikation zur Konkreten Kunst erschienen.
1972
Einzelausstellung in der Ecole des Beaux-Arts in Angers, Frankreich, mit Papierarbeiten und Radierungen. Der Direktor des Centro d’Arte e di Cultura in Parma, Prof. Manlio Manvali, fragt bei Englert an, ob ein Interesse an einer Zusammenarbeit besteht. Englert verbringt von nun an jährlich mehrere Wochen oder Monate auf Ibiza.
1975
Die großen Serien beginnen. Diese Entwicklung hatte sich die Jahre zuvor angekündigt, sie war durch die Erfahrungen des Südens, zunächst Italien, dann Spanien vorbereitet worden. Das Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld widmet ihm eine Einzelausstellung mit Katalog. Beitrag von Paul Wember im „Ringbuch“, Nr. 3, 1975. Beteiligung auf der Biennale für Grafik im Museo de Arte Contemporáneo in Ibiza. Jahresausstellung der Gesellschaft der Freunde junger Kunst in der Kunsthalle Baden-Baden.
Rudolf Englert mit einer Ibiza-
Zeichnung 1973
1976
Die Galerie Art in Progress in München zeigt mit großer Resonanz Schwarzweißzeichnungen von Rudolf Englert. Wieland Schmied, bis 1975 Hauptkustos an der Nationalgalerie Berlin, wird erneut auf ihn aufmerksam, nachdem schon 1966 ein persönlicher Kontakt bestanden hatte, als Wieland Schmied die Kestner-Gesellschaft in Hannover leitete.
Dreimonatiger fruchtbarer Aufenthalt Anfang des Jahres in der Villa Romana in Florenz.
Die Position Englerts, dessen Werk in diesen Jahren eine wesentliche Weiterführung erfährt, ist auch vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Situation zu sehen. In den sechziger, besonders seit den siebziger Jahren hatte das Medium Papier zunehmend an Bedeutung gewonnen, und sein autonomer Rang war vermehrt ins Bewusstsein getreten. Das spiegelte sich in der breiten Reflexion über die Zeichnung wider und einer Vielzahl von Ausstellungen und begleitenden Publikationen. So erweist sich vor diesem Hintergrund der Stellenwert und die Bedeutung des Werks von Rudolf Englert, das an diesen Neubewertungen in unterschiedlicher Weise teilhat.
1978
Die Galerien Löhrl und Schoeller vertreten Englert auf der Internationalen Kunstmesse in Düsseldorf.
1979
Retrospektiv angelegte Einzelausstellung unter der Leitung von Siegfried Salzmann im Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg. Gezeigt werden Bilder, Zeichnungen und Objekte aus der Zeit von 1941 bis 1979. Katalog mit Beiträgen von Siegfried Salzmann und Wendelin Zimmer sowie einer Textanthologie.
1985
Dr. Joachim Büchner, der Direktor des Sprengel Museums Hannover, kauft für das Land Niedersachsen ein Leinwandbild an.
Im Atelier in Ostercappeln 1984
1986-1987
1986 Ausstellung des Kulturhistorischen Museums Osnabrück in der Dominikanerkirche, mit Katalog.
1987 dreimonatiger Aufenthalt in der Sommerresidenz der Villa Massimo in Olevano-Romano als Stipendiat des Landes Niedersachsen.
1989
Im Februar 1989 stirbt Rudolf Englert in Ostercappeln.
2005
Ausstellung in der Kunsthalle Osnabrück. Der Katalog enthält zahlreiche Beiträge zu den verschiedenen Facetten des Werks und dokumentiert neben der Malerei auch ausführlicher das zeichnerische Werk.
Prof. Dr. Bazon Brock weist in seinem Festvortrag zur Eröffnung am 19. Juni 2005 auf den beispielhaften Rang und die „Gestaltwahrheit“ von Rudolf Englerts Werk hin.
In einer Podiumsdiskussion zur Ausstellung am 10. Juli 2005, unter anderem mit Dr. Karin Thomas, moderiert von Dr. Stefan Lüddemann, Neue Osnabrücker Zeitung, wird die in jeder Hinsicht überregionale Bedeutung Englerts und die sich daraus ergebende Verpflichtung hervorgehoben.
2012
Erste umfassende Publikation zum zeichnerischen Werk von Rudolf Englert in der Edition Dittmar, Berlin 2012. Breites Echo hierzu von Seiten führender Museen, das einem Werk „von herausragender Qualität“ gilt (u.a. Kunstmuseum Bonn; Hamburger Kunsthalle; Sprengel Museum Hannover; Graphische Sammlung München). Eine weitere Publikation folgte 2022.
2020
Das Museum für Neue Kunst Freiburg gelangt auf dem Weg einer Schenkung in den Besitz wichtiger Arbeiten von Englert.
2021
Zum hundertsten Geburtstag von Rudolf Englert Ausstellung im Museumsquartier Osnabrück mit Katalog. Sie dokumentiert das Werk im historischen Kontext und seine Eigenständigkeit im Vergleich mit verwandten Strömungen der Zeit.
2024
Doppelausstellung mit Werken der französischen Künstlerin Chloe Bensahel, die im selben Jahr eine Einzelausstellung im Palais de Tokyo in Paris hatte. Der Dialog zwischen den Künstler*innen verschiedener Generationen weist erneut auf die Zeitlosigkeit und Modernität Englerts hin.